Deutsche Seemannsmission in Lübeck lädt zum maritimen Gottesdienst
Seeleute als Vorbild für kulturelles Miteinander

Die internationale Crew der „Genca“ mit Kapitän Jan Hoek (Mitte) versteht sich als Familie.
Eintauchen in das Leben von Seeleuten aus aller Welt. Etwas erfahren über Situation und Arbeiten an Bord der Schiffe, die nach Lübeck kommen. Die Deutsche Seemannsmission in Lübeck lädt zum Sea Sunday ein. Der maritime Gottesdienst findet zu Beginn der Travemünder Woche am Sonntag, 24. Juli, um 10 Uhr in der St.-Lorenz-Kirche in Travemünde statt. Er wird gemeinsam gestaltet von der Deutschen Seemannsmission in Lübeck und der Kirchengemeinde. Mit dabei sind der Shantychor Möwenschiet und der Posaunenchor der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Scharbeutz / Gleschendorf.
Angesichts der politischen Konflikte in der Welt richtet der Gottesdienst in diesem Jahr seinen Blick auf die Seeleute verschiedener Länder. So lautet das Motto des Gottesdienstes „Die Welt an Bord. Leben und arbeiten in internationalen Besatzungen“. Von dort schlägt der Gottesdienst einen Bogen zum Zusammenleben hier in Lübeck.
Auf fast allen Schiffen sind die Crews international. Schiffe mit Besatzungen aus zwei, drei, vier verschiedenen Ländern sind keine Seltenheit. „Das Leben der Seeeleute ist davon geprägt. Auf oft kleinstem Raum arbeiten sie über Monate zusammen. Das verlangt viel Respekt und Toleranz“, weiß Theologin Bärbel Reichelt, Leiterin der Deutschen Seemannsmission in Lübeck.
Der Gottesdienst lässt Seeleute zu Wort kommen, die davon berichten, dass sie wie eine Familie zusammenleben. Dass der Mensch und das Miteinander zählt und nicht die Nationalität. Es kommen Unterschiede zur Sprache und das, was man von einander lernen kann. Aber auch selteneren Schwierigkeiten wird nicht aus dem Weg gegangen, die manchmal schon bei der Sprache beginnen.
Seeleute überwinden täglich kulturelle Unterschiede, sind Vorreiter des Zusammenlebens verschiedener Nationen und der Völkerverständigung. Sie arbeiten täglich Hand in Hand und müssen sich aufeinander verlassen können. „Damit kann die internationale Welt an Bord auch Vorbild für die Welt an Land sein“, so Pastor i.R und 1. Vorsitzender der Deutschen Seemannsmission in Lübeck Hans-Uwe Rehse.
Was das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen auch an Land ganz konkret bedeutet, beleuchtet Anja Möller, Pastorin der St.-Lorenz-Kirchengemeinde in Travemünde: „Unterschiedliche Kulturen bereichern unseren Alltag aber sie fordern uns auch; ganz im Sinne des Epheserbriefes: Ertragt einer den anderen mit Liebe.“
Für den musikalischen Rahmen des Gottesdienstes sorgen der Shantychor Möwenschiet und der Posaunenchor der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Scharbeutz/ Gleschendorf. Im Anschluss an den Gottesdienst wird auf dem Vorplatz zum Kirchenkaffee geladen.
Foto: DSM HL
„Day of the Seafarer“ nimmt Seeleute in den Blick
Gemeinsame Aktion zur Stärkung von Körper und Geist

Freude an Bord der Schiffe über die Aufmerksamkeit der Deutschen Seemannsmission in Lübeck.
Ein Basketball und ein Stoffbeutel mit Utensilien, die für Spaß und Gesundheit sorgen. Von der Deutschen Seemannsmission an Bord vorbeigebracht am „Day of the Seafarer“. Der internationale Tag der Seeleute am 25. Juni ist Anlass, um auf die Situation der Seeleute aufmerksam zu machen und ihnen zugleich für ihre Arbeit zu danken.
Freude herrscht im Cargo Office der Hafnia Sea als Gudrun Neidhardt und Bärbel Reichelt von der Deutschen Seemannsmission in Lübeck mit den Geschenken vorbeikommen. Ein Basketball. Klasse. Man habe gerade Basketballkörbe angebracht und könne ihn nun gut gebrauchen. Freude auch auf der Argus. Was für eine schöne Idee, heißt es dort. Und so geht es weiter auf den Schiffen im Lübecker Hafen.
Die Lübecker Aktion ist Teil einer gemeinsamen Aktion zum „Day of the Seafarer“. Die Deutsche Seemannsmission (DSM), der Verband Deutscher Reeder (VDR) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) nutzen diesen weltweiten Tag, um auf die physische und besonders psychische Belastung von Seeleuten aufmerksam zu machen. So werden insgesamt etwa 1.000 Stoffbeutel, so genannte „Fun Booster-Sets“, in den Häfen verteilt. Sie enthalten symbolische Dinge, um Körper und Geist zu erfrischen: Spielkarten und Würfel, um beim Spiel den Zusammenhalt der Crew zu stärken, ein USB-Stick mit Tipps, um eine mentale Auszeit zu finden, ein Diary of Joy, um Persönliches festzuhalten; Pflanztöpfchen mit Samen, um die Natur an Bord zu holen. Dazu der Ratgeber “A fit Crew for a safer ship”, um sich auf dem Schiff gesund zu ernähren und fit zu bleiben. „Die psychischen Herausforderungen für die Seeleute sind nach wie vor sehr hoch“, berichtet Bärbel Reichelt, Stationsleiterin der Deutschen Seemannsmission in Lübeck. „Neben der Arbeitsbelastung hat die Corona-Pandemie mit der Sorge vor Ansteckung, mit verbotenem Landgang und z.T. finanzieller Unsicherheit auf die Seele bedrückt. Nun sorgt der Krieg in der Ukraine auf den Schiffen mit ihren internationalen Crews für weiteren Druck.“
Angesichts der zunehmenden psychischen Belastung von Seeleuten hat die Deutsche Seemannsmission einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) gelegt. Zum Aufgabenfeld gehören die seelische Betreuung von Seeleuten und Helfern nach belastenden Ereignissen, aber auch die präventive Vorbereitung der Crews sowie die Beratung von Reedereien.
Einige Stimmen zur gemeinsamen Aktion von DSM, VDR und ver.di:
Dr. Clara Schlaich, Präsidentin Deutsche Seemannsmission:
„2022 brachte keine Entlastung. Seeleute sind besorgt über COVID-19-Varianten, den Krieg, den Russland in der Ukraine führt, aber auch darüber, wie es mit ihren Verträgen in einer erschütterten Weltwirtschaft weitergeht.“
Susana Pereira Ventura, Leiterin des ITF-Büros, Referentin für Internationale Arbeit in ver.di:
„Wir können eindeutig Bereiche identifizieren, die verbessert werden müssen: Landgang, Kommunikation zwischen Schiff und Land, Heuervertragsdauer und Unterstützung für psychische Gesundheit sind wichtige Faktoren, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben zu erhalten und den immensen Druck, dem Seeleute ausgesetzt sind, zu mindern.“
Dr. Gaby Bornheim, Präsidentin des VDR:
„Seeleute leisten während der Pandemie einen wichtigen Dienst, mit hohem persönlichem Einsatz. Aber der stetige Stress - verbunden mit eigenen Ängsten um Gesundheit und Zukunft - hat Folgen. Wir riskieren die Gesundheit der Männer und Frauen an Bord und damit die Sicherheit der Schiffe.“
Fotonachweis: DSM HL
Neuer Vorstand gewählt

Engagieren sich im Vorstand: Christian Wilkens (v.l.), Hans-Uwe Rehse, Heike Spiegelberg, Wolfram Kempin und Jürgen Holznagel.
Die Mitglieder der Deutschen Seemannsmission in Lübeck haben auf ihrer Mitgliederversammlung am 26. April 2022 eine Erweiterung und neue Aufgabenverteilung des Vorstands beschlossen. Neu in den Vorstand gewählt wurde Christian Wilkens. Er ist Inhaber der gleichnamigen IT-Firma und seit langem der Seemannsmission eng verbunden. Folgende Aufgabenverteilung wurde festgelegt: Hans-Uwe Rehse bleibt Vorstandsvorsitzender. Christian Wilkens wird stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Jürgen Holznagel übernimmt die Aufgaben des Schatzmeisters. Heike Spiegelberg ist Schriftführerin und Wolfram Kempin wird Beisitzer im Vorstand.
Filmteam des NDR begleitet an Bord
Dreh für den Ostseereport: Olaf Wöhlk (v.l.), Bärbel Reichelt, Dennis Wilms und Christina Goldbach.
Im Hafen sind die Crews der Schiffe oft Tausende Kilometer fern der Heimat. Um sie kümmern sich die Seemannsmissionen in den Häfen rund um die Welt.
Ihre oft ehrenamtlich Mitarbeitenden sind sozusagen "Leuchttürme aus Fleisch und Blut". Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) besuchte die Deutsche Seemannsmission in Lübeck und begleitete ihre Leiterin Bärbel Reichelt einen Tag lang bei ihrer Arbeit. In der Sendung Ostseereport führt der Blick von den Leuchttürmen der Ostsee hin zur Deutschen Seemannsmission in Lübeck.
Die Sendung finden Sie hier:
https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL25kci5kZS8zOTk3ZjMyOS0wYTExLTQ1ZDUtOGM4MC0xZmZkMGQ1M2EwOWM/
Fotonachweis: DSM HL