Konfirmanden bedanken sich bei Seeleuten
Postkarten sorgen für berührende Momente an Bord

Ein Foto, das wollen die beiden Seeleute von der „Lianne“ sofort. Bunt, kreativ, wertschätzend:
Sich bei den Konfirmanden bedanken. Die Postkarten der Konfirmandinnen und Konfirmanden.
Es ist wieder so weit: Viele Seeleute dürfen wegen der strengen Corona-Maßnahmen in Lübeck nicht von Bord. Sie haben keine Chance, ihren Geist zu erfrischen. Fühlen sich wieder einmal vergessen. Das drückt aufs Gemüt. Für eine kleine Freude sorgen da Postkarten von Konfirmanden, die die Deutsche Seemannsmission in Lübeck neben aller praktischen Unterstützung an die Seeleute verteilt.
Entstanden sind die Postkarten im Konfirmandenunterricht von Dompastorin Margrit Wegner und Vikarin Carolin Sauer. Bärbel Reichelt, Leiterin der Deutschen Seemannsmission in Lübeck, hatte den Jugendlichen von Leben und Arbeiten an Bord erzählt. Davon, dass fast alle Güter über das Meer transportiert werden. Die Kleidung der Jugendlichen, der Kakao, die Banane, das Handy. Und so wollten die Konfirmanden den Seeleuten gern danke sagen.
Sie haben Postkarten geschrieben. Auf englisch. In bunten Farben. Oft reich verziert mit Regenbögen, Blumen, Schiffen, Engeln und kunstvollen Ornamenten. „Ich möchte dir danken, für die großartige Arbeit, die du machst“, ist da beispielsweise zu lesen. Oder: „Wegen des Lockdowns fühlen wir uns alle wie du dich fühlst, wenn du die ganze Zeit an Bord bist.“ „Du bist nicht allein.“ „Ich denke an dich.“ „Da gibt es Menschen auf der Welt, die sind sehr stolz auf dich.“ „Gott segne dich in dieser harten Zeit.“ „Möge ein heiliger Engel mit dir sein.“
Viele berührende Momente entstehen an Bord, wenn die Ehrenamtlichen der Seemannsmission und Theologin Bärbel Reichelt die Postkarten an die Seeleute überreichen. Eine kleine Freude in einer Situation, die für die Seeleute oft unverständlich ist. Je nach Nationalität dürfen die einen von Bord, die anderen nicht. So sehen es die Corona-Maßnahmen vor. Dabei leben und arbeiten sie doch oft mit vielen Nationalitäten gemeinsam an Bord. „An uns Seeleute wird bei diesen Regelungen nicht gedacht. Dabei stellen wir die Versorgung der Menschen sicher.“ Sätze, die Stationsleiterin Bärbel Reichelt seit Beginn der Pandemie oft zu hören bekommt.
Und so sind viele Seeleute gerade in diesen Tage gerührt, dass es da Jugendliche gibt, die an sie denken. Die etwas verstanden haben von den Zusammenhängen dieser Welt. Die sich nun auch noch auf diese schöne Weise bei ihnen bedanken möchten. Manche Seeleute haben den Wunsch, diesen Dank an die Jugendlichen zurückzugeben. Und so stellen sie sich freudestrahlend auf für ein Foto für die Konfirmanden.
Fotos (honorarfrei): DSM HL
Deutsche Seemannsmission in Lübeck bringt Geschenke in schwierigen Zeiten
550-mal Weihnachtsfreude an Bord
Freude bei Kapitän Jan Hoek Bärbel Reichelt und der
(hinten, 3.v.l.) und der Crew der Kapitän der „Largon
"Genca“ aüber die Geschenke
.
Volker Wiechmann Ingo Elend. Christian Lenzner (li.) und Andreas Ratje .
Die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter der Deutschen Seemannsmission in Lübeck haben 550 Weihnachtspäckchen für Seeleute gepackt. In der Adventszeit und Heiligabend verteilen sie die Geschenke auf den Schiffen im Lübecker Hafen. Besonders in diesem Jahr ist die Freude der Seeleute groß. Angesichts der Corona-Pandemie sind es schwierige Zeiten für sie.
Morgens um 10 Uhr am Seelandkai. Das RoRo-Schiff „Genca“ der finnischen Reederei Transfennica hat hier festgemacht. 205 Meter Länge, 22 Mann Besatzung. Aus den Niederlanden, Estland, Russland und von den Philippinen. Es ist Kaffeepause. Ein Teil der Crew hat sich im Laderaum versammelt. Kapitän Jan Hoeck ist auch dabei. Sie winken, als sie Stationsleiterin Bärbel Reichelt von der Deutschen Seemannsmission in Lübeck entdecken - die Weihnachtsgeschenke in einer Kiste. 22 Stück. Für jeden Seemann eins. Sorgsam verpackt. Ein Lächeln huscht über die Gesichter der Crew. Jan Hoek fasst es in Worte: „Es ist so wichtig, dass ihr kommt. Dass ihr uns einen Dank schenkt in so schwierigen Zeiten.“
Die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundenen Einschränkungen haben auch die Crew der „Genca“ hart getroffen – so wie alle Seeleute. Wochenlang durften sie nicht von Bord, um ihre Seele zu erfrischen. Crewwechsel waren nicht möglich und sind manchmal noch immer schwierig. Viele Seeleute mussten am Ende ihres monatelangen Vertrages einfach weiterarbeiten - müde und voller Sehnsucht nach den Lieben. So auch Christian. Ein Jahr lang war er an Bord der „Genca“. Ein Jahr lang harte Arbeit, zehn Stunden am Tag, jeden Tag, nur am Sonntag ein bisschen weniger. Normalerweise geht sein Vertrag über acht Monate. Als er dann endlich nach Hause auf die Philippinen konnte, blieb er nur einen Monat statt drei. „Ich brauche das Geld“, sagt Christian. „In meiner Heimat ist der Familienzusammenhalt sehr wichtig. Ich unterstütze meine Eltern und meinen Bruder mit seiner Familie. Außerdem wollen wir wollen ein Haus bauen.“
Im Hintergrund seiner Sätze schwingt die Sorge mit, vielleicht nicht mehr an Bord zu kommen, so wie es einigen seiner Kollegen ging. Fredzon und Justin waren zu Beginn des Lockdowns auf den Philippinen. Von dort kamen sie nicht weg. Mussten zu Hause bleiben. Ohne Einkommen. Fredzon sechs Monate. Justin acht Monate. „Das war wirklich hart“, sagen sie. „Aber du kannst es nicht ändern. Du musst positiv denken.“ Über Gefühle wird an Bord nicht viel geredet. Aber Kapitän Jan Hoek weiß um die Belastungen: „Mehr noch als sonst auch versuche ich, eine gute, freundliche Atmospähre zu schaffen. Ich nehme jeden einzelnen beiseite, wenn ich sehe, dass es ihm nicht gut geht.“ „Es ist wichtig, dass wir die Seeleute an Bord der Schiffe nicht vergessen“, betont Theologin Bärbel Reichelt. „Wir alle haben mit ihnen zu tun, auch wenn wir sie nicht sehen. Jeder Tee, jeder Kaffee, jede Banane, fast jedes Kleidungsstück ist nicht nur durch die Hände der Produzenten sondern auch durch die Hände der Seeleute gegangen. Ebenso brauchen wir als Exportnation dringend ihre Arbeit.“
An ihrer Situation können die Seeleute an Bord der „Genca“ selbst wenig ändern, aber Weihnachten werden sie es sich schön machen. Die Philippinos werden auf dem Wetterdeck in einem alten Ölfass ihr traditionelles Spanferkel grillen. In der festlich geschmückten Schiffsmesse ist ein köstliches Büfett aufgebaut. Da werden sie dann alle zusammen sitzen. Der Kapitän hält eine Rede. Die Geschenke liegen unter dem Weihnachtsbaum. Eins nach dem anderen werden sie auspacken – „damit es möglichst lange dauert“, schmunzelt Hoek.
Gedenken an Seefahrer

Gemeinsam gedachten die Schiffergesellschaft zu Lübeck, die Kirchengemeinde St. Jakobi und die Deutsche Seemannsmission in Lübeck am 1. November der verstorbenen Seeleute. Begleitet wurde die Kranzniederlegung vom Shanty-Chor Möwenschiet. Wegen der Corona-Maßnahmen in reduzierter Form und doch sehr bewegend.
Foto: Wolfgang Maxwitat
Zwei Stunden Blick in eine verborgene Welt
Bürgermeister Lindenau besucht Seemannsmission

Ein Besuch mit Abstand und doch intensiv: Bürgermeister Jan Lindenau (v.l.) informiert sich bei Bärbel Reichelt,
Andreas Ratje, Christian Lenzner und Bodo Häsler über die Arbeit der DSM HL.
Eindrücklich wird es beim Besuch der „Bore Sea“: Hans-Uwe Rehse (v.l.), Kapitän Gerrit Winkel und Jan Lindenau.
Fotonachweis (DSM HL)
Lübeck, den 23. Oktober 2020
Der Bürgermeister der Hansestadt Lübeck, Jan Lindenau, hat jetzt die Deutsche Seemannsmission in Lübeck (DSM HL) besucht – in auch für Seeleuten schwierigen Zeiten.
Hans-Uwe Rehse, Vorstandsvorsitzender der DSM HL, und Stationsleiterin Bärbel Reichelt gaben einen Überblick über die Tätigkeit der Seemannsmission, das Leben und Arbeiten an Bord und das Netzwerk Hafen. Sie berichteten von gerade für philippinsche Seeleute oft monatelangen Verträgen, verdichteten Arbeitszeiten, Krankenhausaufenthalten und dem nicht möglichen Landgang während der strengen Corona-Maßnahmen. Da sei es wichtig, dass jemand von der Seemannsmission vorbeikäme und frage: Wie geht es dir? Was brauchst du? In einer für viele unsichtbaren Welt ginge es zutiefst darum, gesehen zu werden.Die Arbeit der DSM HL wird wesentlich auch von ehrenamtlichen Mitarbeitern getragen. Und so gaben Bodo Häsler, Christian Lenzner und Andreas Ratje einen Einblick in ihr Engagement, erzählten von Besuchen der Seeleute im Seemannsclub, von Shuttle-Fahrten zum Einkaufen, von persönlichen Erlebnissen.Anschaulich wurde es beim gemeinsamen Besuch des Ro-Ro-Schiffes „Bore Sea“ der finnischen Reederei Transfennica. Riesige Laderäume, Lärm, der sprachlos macht, steile Treppen, schwere Arbeit. Kapitän Gerrit Winkel berichtete von den harten Zeiten zu Beginn der Corona-Pandemie, als die Seeleute wochenlang nicht von Bord durften. Lange Zeit seien Crewwechsel insbesondere für die philippinische Besatzung nicht möglich gewesen. Fehlende Flüge und strenge Quarantäneregeln verhinderten dies. „Die Seemannsmission macht einen wichtigen Job“, betonte Winkel. „Es ist gut, dass sie für uns Seeleute da ist.“Knapp zwei Stunden Einblick in die verborgene Welt der Seeleute und die Arbeit der Deutschen Seemannsmission in Lübeck. „Die Lebens- und Arbeitsbedingungen, zum Teil auch die Entbehrungen, denen sich die Seeleute über Monate aussetzen, sind vielen nicht bewusst. Vielleicht auch deshalb, weil Häfen und Liegeplätze fast nie zugänglich sind. Wenn man sich bewusst macht, dass rund 90 Prozent aller Waren und Güter auf dem Seeweg transportiert werden, wird einem erst klar, welche Leistung hier erbracht wird. Es ist gut, dass die Seemannsmission hier Kontakt hält, Hilfe anbietet und ein Sprachrohr für die Seeleute ist. Das Engagement der ehren- und hauptamtlichen Aktiven, die mit viel Herz dabei sind, hat mich beeindruckt“, so Bürgermeister Jan Lindenau.