Und jetzt folgten Worte, die ich bis heute nicht vergessen habe:
"Seemann, der Rudersmann ist wie der Reitersmann auf dem Pferd: Er muss die Zügel immer fest in der Hand behalten und ihm die Richtung aufzwingen...".
Solche Worte mit einer Leidenschaftlichkeit und Inbrunst gesprochen, habe ich während meiner Seefahrtszeit nie wieder gehört.
Was will ich Ihnen damit sagen?
Natürlich hat sich die Seefahrt in den letzten Jahrzehnten verändert, auch die Ausbildung. Aber eins ist immer geblieben: Wenn man sich für die Seefahrt entscheidet, muss man Selbstdisziplin und Verantwortung übernehmen können.
So gesehen fand ich die Dokumentation über die erste Ausbildungsreise der „Gorch Fock“ nach den Ereignissen an Bord sehr spannend und interessant. Hier hält man im Großen und Ganzen an dem Konzept der Ausbildung fest. Warum auch nicht? Die Seefahrt ist auch heute kein Zuckerschlecken, was viele Ereignisse immer wieder verdeutlichen.
Junge Leute für die Seefahrt zu begeistern, ist heutzutage sicherlich nicht einfach.
Ein Kollege sagte immer zu mir: „ ...Weißt du, das wahre Leben ist an Land.“ Nun gut, da wird er wohl recht haben.
Aber wer einmal die schier unendliche Weite der Weltmeere erlebt hat und sich seine eigene Seefahrerromantik erarbeitet hat, den lässt die Seefahrt nicht mehr los. Und da ist es egal, ob Seemann oder Seefrau.
Ich denke darüber werden wir heute noch einiges hören.
Einige Bemerkungen zur Hafenstadt Lübeck (… ach nein, jetzt heißt es Universitätsstadt):
Meine Damen und Herren, ich habe nichts gegen die Professoren und Doktoren und schon gar nichts gegen die vielen Studenten in dieser Stadt. Im Gegenteil: Forschung und Entwicklung müssen sein.
Auch haben wir unseren Tag der Kapitäne im letzten Jahr voll unter das Thema „Stadt der Wissenschaft“ gestellt. Aber warum muss man nun gleich die Ortsschilder dermaßen umgestalten? Obwohl ja angeblich die Kassen leer sind…
Ach übrigens Geld:
Auch im Hafen dreht es sich ja scheinbar nur noch um’s Geld. Da rollt der Rubel erst einmal für eine sogenannte Put-Option, und danach hat man kein Geld für einen Schlepper. Dann wird über Kreuzfahrer debattiert, für die, wenn sie denn kommen, auch kein Geld da ist.
Hafendienstleistungen werden vergeben an die, die es für weniger Geld machen - und für die, die Hafenarbeit verrichten, für die ist ja sowieso kein Geld da.
Aber die Prognosen für die deutschen Seehäfen, auch für Lübeck meine Damen und Herren, sind laut Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hervorragend! Die Umschlagsentwicklung soll sich bis 2030 in Lübeck um durchschnittlich 2,3% jährlich erhöhen.
Na denn kann ich nur sagen:
Redet weiter über’s Geld, bis im Hafen keine Schiffe mehr sind.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche uns allen einen angenehmen maritimen Gottesdienst.
M.Ullrich